Die fingerförmig zusammengesetzten Laubblätter sind sehr groß, oberseits sattgrün, kahl, schwach glänzend und unterseits hellgrün mit filzigen Adern. Die einzelnen 5-7 Fiederblätter sind schmal verkehrt-eiförmig, 9 bis 18 cm lang und etwa 10 cm breit, am Ende fein zugespitzt, mit doppelt gesägtem Blattrand und an der Basis keilförmig verschmälert.
Die Blütezeit reicht je nach Witterung von April/Mai bis in den Juni. Die Blüten sitzen zu vielen in aufrechtstehenden Rispen zusammen. Die weißen, fünfzähligen Blüten haben, solange sie befruchtungsfähig sind, einen gelben Fleck. Nur in dieser Phase wird der zuckerreiche (bis zu 70 %) Nektar produziert. Wenn die Blüten bestäubt wurden, färbt sich der Fleck rot.
Der Baum wird mit 10–15 Jahren mannbar. Es werden hellgrüne Kapselfrüchte mit einer dicken, lederigen, bestachelten Hülle gebildet, die im September/Oktober reifen. Die Kapselfrüchte enthalten meist einen, selten bis zu drei, 2 bis 4 Zentimeter große, nussbraune und glänzende, glatte Samen mit einem weißlichen Nabelfleck (Chalaza). Die Rosskastanie zählt zu den Pflanzen, die ihre reifen Früchte mittels der Schwerkraft zu Boden fallen lassen (Barochorie). Beim Aufprall auf den Boden platzen die Kapseln in der Regel auf und entlassen ihre großen Samen.
Die Gewöhnliche Rosskastanie ist ein beliebter Baum in Erholungsanlagen, als Schattenspender etwa in Biergärten und als Zierbaum. In vielen Ländern wird er auch als Straßenbaum angepflanzt. Die Blüten bilden ausgiebig Nektar und Pollen und sind damit eine gute Bienentrachtpflanze. Die Samen werden auch zur Winterfütterung von Rothirschen, Rehen und anderen Schalenwildarten verwendet. Das Holz wird zu Furnieren in der Möbelerzeugung, für Schnitzereien und als Verpackungsmaterial verwendet. Aus den Samen werden die Saponine zur Herstellung von Kosmetika, Farben und Schäumen gewonnen, die Stärke wird zu Alkohol und Milchsäure vergoren, die Öle werden zu Seifenpulver verarbeitet. Aus Samen, Borke, Blättern und Blüten werden Grundstoffe für die pharmazeutische Industrie gewonnen. Das extrahierbare Wirkstoffgemisch Aescin hat eine gefäßverstärkende, antikoagulierende und entzündungshemmende Wirkung.
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